Waidmannssprache

Die ersten Anfänge waidmännischer Ausdrucksweise, die von der übrigen Sprache bewußt abweicht, findet man bereits in Jagdschriften und Urkunden des 7. und 8. Jahrhunderts. Handelte es sich ursprünglich nur um bestimmte Fachausdrücke, so entwickelte sich im Laufe der Zeit hieraus eine besondere Sprache, die für fast alle Dinge, die mit der Jagd zusammenhängen, eigene Bezeichnungen verwendet. Sie setzt sich aus rund 3.000 gebräuchlichen und weiteren nahezu 10.000 dem passiven Wortschatz zuzurechnenden Fachwörtern aus dem jagdlichen Brauchtum zusammen und ist eine der ältesten Fachsprachen und eine der Standessprachen mit den meisten Begriffen überhaupt.

So findet man in der Waidmannssprache einen umfangreichen Teil des jagdlichen Brauchtums, der heute nicht mehr jedem geläufig ist. Dieses Brauchtum zu pflegen sollte nicht nur Aufgabe der Jägerschaft sein, sondern als eine kultursprachliche Besonderheit angesehen werden.

Es ist uns deshalb Anliegen Jägern und anderen Interessierten, einen Einblick in die jagdlichen Ausdrücke zu geben:

Abbalgen

Abziehen eines Fells (Hase, Kaninchen)

Abbaumen

Das Verlassen des Hochsitzes.

Abhängen

Das Reifen vom frischen Wildfleisch für drei bis vier Tage bei +7 Grad. Durch die Eiweissumwandlung wird das Fleisch mürbe.

Abnicken

Wild durch einen Stich ins Gehirn töten.

Abschussplan

Zahlenmässige, amtliche Festlegung wie viel Tiere einer Wildart je Jagdsaison erlegt werden müssen.

Abschwarten

Abziehen der borstigen Haut vom Schwarzwild.

Ansprechen

Ein Wild erkennen und beurteilen.

Anschuss

Die Stelle, an der sich das Wild befand, als es den Schuss erhielt.

Anstellen

- Zuweisen der Stände an Schützen und Treiber - Sich auf seinen Stand oder Hochsitz begeben.

Anstreichen

- Federwild fliegt auf einen Schützen zu. - Pflanzen werden vom Körper des ziehenden Wildes berührt. - Das Gewehr beim Schießen an eine festen Gegenstand seitlich anlehnen.

Aufbruch/ aufbrechen

Öffnen des Wildkörpers und Entnahme der Innereien. Leber, Herz, Niere, Zunge erhält der Jäger und müssen frisch verbraucht werden. Sie sind nicht im Wildhandel erhältlich. Das Aufbrechen geschieht unmittelbar nach der Erlegung des Wildes.

Aufmüden

Ein krankes und im Wundbett sitzendes Stück Hochwild, dass bei der Nachsuche hoch gemacht wird..

Aus der Decke schlagen

Entfernen des Fells vom Wildkörper (bei Reh und Hirsch).

Auslage

Die Weite der Stangen eines Geweihs zueinander.

Ausweiden

Entfernen der Eingeweide (bei Flugwild) aus dem Wildkörper.

Bache

Weibliches Wildschwein

Balg

Das Fell von Hase, Kanin, Murmeltier und Haarraubwild (außer Bär, Wolf und Dachs) Die mit den Federn abgezogene Haut von Vögeln, der auch Vogelbalg genannt wird.

befahren

Beschreibung für den Zustand eines Baues, wenn er bewohnt ist.

Blatt

- Der vordere Teil des Rumpfes beim Schalenwild, Schulter - Die Klinge des Jagdmessers oder ein besonders großes und breites Jagdmesser. - Ein Blatt oder Grashalm, auf denen der Fieplaut der Ricke nachgeahmt werden kann.

Bockbüchsflinte

Eine Büchsflinte, deren Läufe übereinander angeordnet sind.

Bockdoppelbüchse

Eine Büchse, bei der zwei Läufe übereinander angeordnet sind.

Bockdoppelflinte

Eine Flinte, bei der zwei Läufe übereinander angeordnet sind.

Bockdrilling

Ein Gewehr mit einem Flintenlauf, einem darunter liegenden, großkalibrigen Büchsenlauf. Seitlich neben den zwei Läufen befindet sich ein kleinkalibriger Kugellauf.

Bruch

Ein abgebrochener - nicht abgeschnittener - grüner Zweig einer bruchgerechten Holzart. (Eiche, Kiefer, Fichte, Weißtanne und Erle.) Auf der rechten Hutseite wird der Beutebruch als Zeichen für das Erlegen eines bruchgerechten Stücks getragen. Auf der linken Hutseite Der Standesbruch wird zu jagdlichen Festveranstaltungen und zu Begräbnissen von Jägern aufgesteckt. Den Bruch braucht man auch um div. Umstände im Wald zu markieren - siehe verbrechen

Brunft

Die Zeit der Begattung allen Schalenwildes, außer beim Schwarzwild.

Choke

Eine Bohrung der Flintenläufe, bei denen die Mündung verengt ist. Sie bewirkt eine Verringerung der Schrotstreuung, indem sie die Schrotgarbe zur Mitte verdichtet.

Decke

Der Jäger bezeichnet das Fell von Hirsch und Reh als Decke.

doppeln

Beschreibt das Losgehen zweier Schüsse bei einem Doppelgewehr, obwohl nur einmal der Abzug betätigt wurde.

drücken

Wild, das sich zu verbergen sucht, um einer Gefahr zu entgehen.

Dublette

Das Erlegen von zwei Stücken Wild mit zwei schnell aufeinander folgenden Schüssen.

Einstand

Der schützende und regelmäßige Aufenthaltsort eines Stück Schalenwild im Revier.

Einwechsel

Die Stelle, an der Schalenwild in eine Dickung oder ähnliches eingewechselt ist.

Erkalten

Wenn eine Fährte oder Spur die Witterung verliert.

Fähe

Das weibliche Tier des zur Niederwildjagd gehörenden Haarraubwildes.

Fährte

Die Abdrücke der Schalen bei allem Schalenwild. Ein einzelner Abdruck heißt Tritt oder Trittsiegel. Eine Reihe von Tritten ergibt eine Fährte.

fährtenlaut

Ist ein Hund, der geschnallt auf einer warmen Fährte laut Jagd, das heisst bellt.

Fangschuss

Ist der Schuss auf kurze Entfernung, mit dem angeschweißtes oder krankes Wild getötet wird.

Fasan

Hat trockenes Fleisch, deshalb sollte es während des Bratens ab und zu begossen werden. Die Brust auslösen, denn sie ist schneller gar als die übrigen Teile. Die Fasanenbrust trocknet beim Braten des ganzen Tieres trotz Speckmantel nicht so stark aus, wenn der Fasan auf die Seite, nicht auf den Rücken, gelegt wird. Wildgeflügel darf nicht zu lange braten.

Federwild

Zum Federwild zählen: Rebhuhn, Fasan, Wachtel, Auerwild, Birkwild, Rackelwild, Haselwild, Alpenschneehuhn, Wildtruthuhn, Wildtauben, Höckerschwan, Wildgänse, Wildenten, Säger, Waldschnepfe, Bläßhuhn, Möwen, Haubentaucher, Großtrappe, Graureiher, Greife, Falken, Kolkrabe.

Feist

Das im Wildkörper eingelagerte Fett. Es wird meist entfernt.

Flinte

Ein Gewehr mit glatten Läufen, mit dem man Schrote oder Flintenlaufgeschosse verschiesst.

Frischling

Jungtier vom Wildschwein.

führen

- Ein Gewehr benutzen. - Junges Wild wird vom Muttertier geleitet. - Der Besitz eines abgeführten Hundes. - Leiten im allgemeinen Sinne.

Gallenblase

Darf nie verwendet werden und muss vorsichtig von der Leber entfernt werden, da sonst das ganze Gericht bitter und ungenießbar wird.

Geiß

Weibliches Tier beim Rehwild

Geräusch

Herz, Lunge, Leber und Nieren des Schalenwildes. Das Geräusch steht als kleines Jagdrecht dem zu, der das Stück Wild aufbricht.

Gescheide

Innereien vom Wild

Geschlinge

Därme

Haarwild

Zum Haarwild gehören: Wisent, Elchwild, Rotwild, Damwild, Sikawild, Rehwild, Gamswild, Steinwild, Muffelwild, Schwarzwild, Feldhase, Schneehase, Wildkaninchen, Murmeltier, Wildkatze, Luchs, Fuchs, Steinmarder, Baummarder, Iltis, Hermelin, Mauswiesel, Dachs, Fischotter, Seehund.

Hochwild

Sammelbezeichnung für alles früher der hohen Jagd zugeordnete Wild : Elch-, Rot-, Dam-, Stein-, Gems-, Muffel- und Schwarzwild, sowie Wisent, Rentier, Bär, Wolf, Luchs und Auerhahn.

im Wind

Das Suchen des Hundes oder das Jagen und Pirschen des Jägers gegen den Wind.

Jagdstrecke

In Deutschland werden verschiedene Wildarten bejagt. Ihre Zahl wird statistisch erfasst.

Jägerrecht

Dem Erleger von Schalenwild stehen traditionell die Organe Herz, Leber und Nieren des Tieres zu.

Karkasse

Gerippe von Tieren

krellen

Wild ist gekrellt, wenn der Schuss durch die Dornfortsätze am Rückgrat geht.

Kümmerer

Bezeichnung für ein männliches Stück von gehörn- oder geweihtragendem Schalenwild, das kümmert.

Lauf

- Die Bezeichnung für das Bein des Haarwildes. - Ein Teil des Gewehres

mitfahren

Dem flüchtigen Wild mit dem angeschlagenen Gewehr folgen, um im geeigneten Moment den Schuss anzutragen.

nachfahren

Das Nachfahren bei einem flüchtigen Stück Wild mit dem Gewehr, um einen guten Schuss anzubringen.

Nachsuche

Die Suche nach einem krank geschossenem Stück Wild.

Niederwild

Jagdkulturell bedingte Einteilung für alles nicht zum Hochwild gehörende Wild. Im Gegensatz zum Hochwild durfte es früher auch vom niederen Adel und den Bürgern bejagt werden und war nicht allein dem Landesfürsten vorbehalten.

Perlen

Die unregelmäßigen Erhebungen an den Stangen der Geweihe und Gehörne.

Pirschzeichen

Schusszeichen.

Plätzen

Das Wegschlagen von Laub, Moos oder Schnee durch Schalenwild mit den Vorderläufen.

Rauschzeit

Paarungszeit der Wildschweine, liegt zwischen November und Januar.

Schalenwild

Wildschwein, Reh, Rot-, Dam-, Gams- und Muffelwild. Diese Wildarten haben Klauen in Schalenform. Sammelbegriff für alles jagdbare Wild, was Schalen hat.

Schlegel

Keule

Schwarte

Haut mit Haaren (Borsten) beim Wildschwein

Schonzeit

Zeit, in der das Jagen bestimmter Tiere gesetzlich verboten ist.

Schwarzwild

Wildschwein

verblasen

Jede Wildart wird mit dem entsprechenden Totsignal verblasen.

verbrechen

Eine Fährte, Anschuss etc. wir mit einem Bruch verbrochen, um die Stelle besser wieder zu finden.

vergrämen

Wild wird wiederholt gestört, so dass es seine gewohnten Stände und Wechsel meidet.

Verhitzen

Wird Wild nicht rechtzeitig nach dem Erlegen aufgebrochen oder ein Stück Wild bei hohen Aussentemperaturen nicht gleich nach dem Schuss gefunden, tritt eine Verhitzung ein. Das Wildbret ist genussuntauglich und darf nicht in den Handel gebracht werden.

verhoffen

Das Stehen bleiben des Schalenwildes, um zu sichern.

verludern

Geschossenes Wild, das nicht gefunden wird, verkommt und verwest.

waidgerecht, weidmännisch

Bedeutet nach den regeln, Sitten und Bräuchen der Jagd im weiten und edlen Sinne zu handeln.

waidwund

Ist ein Stück, das einen Schuss durch die Gescheide hat.

Wechsel

Ein vom Schalenwild ausgetretener Pfad.

Wildbret

Fleisch von Wildtieren.

Wildbrethygiene

Hierunter sind alle Massnahmen und Vorschriften zu verstehen, die der Qualitätserhaltung des Fleisches dienen. Wildbret darf nicht in den Handel gebracht werden, wenn das Fleisch bedenklich zum Genuss für den Menschen sein könnte. Trichinenschau bei Wildschwein ist vorgeschrieben. Wer dennoch das Wildbret ohne amtliche Untersuchung in den Handel bringt, macht sich strafbar.

wund - Wundbett

krank, verletzt, angeschossen - Stelle, in dem ein krankes Stück Wild sitzt.